Dienstag, 28. August 2007

Poker im TV: Warum nicht mal Filme schauen?

Da die offizielle Umbenennug des DSF in PokerTube nur noch wenige Stunden auf sich warten lassen sollte, dürfte klar sein: Poker schauen ist schwer angesagt. Doch sich im TV die Chancen der jeweiligen Blätter vorbeten zu lassen könnte auf Dauer die eigenen Pokerfähigkeiten nachhaltig zersetzen - man hat ja schließlich keine Röntgenaugen, gelle?

Dann doch lieber Spielfilme. Da lernt man zwar vermutlich nichts, aber eben auch nichts falsches. Und wird im Zweifel noch besser unterhalten.

The Cincinnati Kid (1965)
Der Klassiker unter den Pokerfilmen mit dem King of Cool, Steve McQueen. Leider hinkt der Film hinsichtlich der Pokerregeln an manchen Stellen. Beispielsweise wird Open Stake gespielt, als wäre es das Normalste der Welt. Doch genau so wird Poker in 94% aller Filme gespielt, und daher haben Anfänger dann dieses falsche Bild im Kopf.
Egal, die Pokerspiele sind spannend in Szene gesetzt. Was will man mehr? Nun... read on, true believer.

Rounders (1998)
Matt Damon? Da mag man noch nicht sicher sein, ob der Film taugt oder nicht. Ein Blick auf die Nebendarsteller läßt da den Film in einem ganz anderen Licht erstrahlen: Edward Norton, John Malkovich, John Turturro. Braucht es noch mehr Argumente?
Ok, eines noch: der gezeigte Poker, meist Texas Hold'Em, ist durch die Bank weg realistisch, und die Spieler wissen, was sie tun (im Gegensatz zu solch lächerlichen Phantasiespielchen wie im aktuellen Bond, wo an einem Tisch mit fünf Leuten eine Person einen Straight, die nächste einen Flush, die übernächste ein Full House, und Bond selber natürlich einen Vierling hält - so oder so ähnlich jedenfalls. In einem Wort: lächerlich). Das alleine läßt Rounders zu einer absoluten Ausnahme in Hollywood werden.
Lustiger Fakt am Rande: Edward Norton hatte zur gleichen Zeit bereits sein Hakenkreuztattoo für American History X auf der Brust. Schade, daß er keine Oben-Ohne-Szene hat.

Also, ab in die Videothek. Und sind die Streifen da nicht zu finden, gibt es ja immer noch Amazon:
Cincinnati Kid
Rounders

Montag, 27. August 2007

Der Weg zur World Series of Poker - Schritt 2

Pokerkasse und Pokerkonto sind angelegt, und schon kann es los gehen. Doch was nun? Praxis ist angesagt, und wo findet man selbige besser als in der Hausrunde oder beim Playmoney-Table online? Überall sonst.

Wir erinnern uns: es geht zur World Series of Poker. Und das bedeutet nun mal: Turnier. Also nichts wie raus in die große weite Welt des semilegalen Turnierpokers.

In vielen Städten gibt es bereits privat organisierte Turniere, bei denen man zwar Geld zum Mitspielen bezahlen muß, aber anschließend kein Geld ausgezahlt wird. Vielmehr gibt es Sachpreise zu gewinnen. Da das Ordnungsamt, Dolch im Rücken fast jeder spaßigen Angelegenheit, offenbar keine Probleme mit diesen in der ganzen Stadt über Plakate angekündigte Events hat, streichen wir das "semi", und übrig bleibt "legal". IANAL.

Ob man mit den ausgespielten Preisen etwas anfangen kann tut nichts zur Sache - hier geht es um die Übung, nicht um die neue Küchenausstattung.

Und warum ist es eine gute Übung? Weil...
- das Turnier (hoffentlich) nach normalen Regeln ausgetragen wird: kein Re-Buy, regelmäßige Blind-Erhöhungen, Tischsieger kommen weiter.
- man "echten Menschen" gegenüber sitzt (im Gegensatz zum Online-Poker), die man fast alle nicht oder nur schlecht kennt (im Gegensatz zur Hausrunde)
- der Einsatz möglicherweise höher ist als bei Heimspielen (und höher als am Playmoney-Tisch sowieso), der Druck also größer ist

Alles in allem ein logischer nächster Schritt für alle fortgeschrittenen Pokerspielenden.

Nun hat yours truly auch gerade ein Turnier hinter sich - sogar zwei Mal bin ich angetreten. Zugegeben, bei der World Series geht das nicht, aber wir wollen mal nicht so sein...
Jedenfalls bin ich beide Male ausgeschieden. Einmal hatte ich mir nichts zuschulden kommen lassen und lief mit As-10 suited nach getroffenem As im Flop und ob des zusätzlichen Flush-Draws All-In gegen Poket Aces. Kann passieren, ist halb so wild (andere Gestalten zeigten sich sichtlich und lautstark erbost, als sie mit As-2 pre-flop All-In gingen und in ein paar Poket-3er liefen, aus denen dann ein Vierling wurde...).
Das zweite Mal war ich es selber schuld, als ich pre-flop auf dem Blind mit Pocket-6ern nach erhöhungsloser Runde anzog, mir ein Reraise-All-In einfuhr, und gecallt hatte. Die Pocket Aces, die mich dann blöde angrinsten, hatte ich mir gefragt. Das war kein Pech, das war Dummheit.

Aber: was gelernt. Und das ist doch die Hauptsache.

Ein Freund schaffte es an jenem Abend bis zum Final Table. Aber diese gar köstliche Geschichte muß jener schon selber erzählen ...
(Update: Das macht er auch, und zwar hier.)

Montag, 20. August 2007

Praise the Lord, Brothers and Sisters!

Gestern wurde das erste Mal seit längerem wieder gepokert. Die Pause war v.a. verschiedenen Urlauben geschuldet, u.a. auch des Griechenlandaufenthalts des Initiator dieses Blogs: Julius. Nach so einem Päuschen müssen die müden Gelenke und Hirnwindungen selbstredend erst mal wieder in Form gebracht werden, also Karten und Pokerkasse eingepackt und los ging's. Einer der Mitspieler lief bisher eher unter der Kategorie des zuverlässigen Geldablieferers. Am gestrigen Abend jedoch war payback time. Irgendwann auf sein Glück angesprochen entgegnete er:"Wenn Gott mir so gute Karten gibt!" Um im selben Atemzug ohne zu zögern Dame sechs suited bis zum Showdown durchzuspielen, wohlgemerkt ohne, daß "seine" Farbe auch nur dabei gewesen wäre. In diesem Sinne: keep dealing, Lord!

Sonntag, 19. August 2007

Poker bei GPM

Weitere lesenswerte (?) Pokerartikel auf GPM:

Juggling Extraordinary - Teil 1 der Poker Chips Juggling School. Wie man am Pokertisch mit den Chips spielen kann.

Texas Hold'Em 101 - eindeutig zweideutige Pokerweisheiten.

Texas No Fold'Em - Gedanken zum Bluffen bei Limit Hold'Em.


Juggling Extraordinary - Teil 2 der Poker Chips Juggling School. Wie man am Pokertisch mit den Chips noch toller spielen kann.

Poker Odds - ein Quiz
- über ein Online-Spiel, bei dem die Gewinnchance von Hold'Em-Blätter eingeschätzt werden muss.

Get fricke! - PokerTube und ein exemplarisches Pokervideo.

Der Weg zur World Series of Poker - Schritt 1 - Tatsächlich ernst gemeinter Ratschlag zur Verbesserung des eigenen Spiels: Pokerkasse anlegen und Statistik führen.

Queen Elizabeth - Schauspielerin Shannon Elizabeth überzeugt bei einem Heads-Up-Turnier (Videos).

No, no, no, no, no, no, no, no, no, no ,no, no there's no limit! - Erste Erfahrungen bei No Limit Hold'Em.

Sun Tzus Kunst des Pokerns - Die "Kunst des Krieges" beim Pokern.

Wünsche viel Spaß bei der Lektüre.

Casino Royal Broke

Immer über Poker schreiben und dann um Eurocent spielen ist ja doof, also habe ich einen Selbstversuch unternommen, und das örtliche Kasino aufgesucht - damit ihr euch das ersparen könnt.

Also erst einmal aufbrezeln und in den Konfirmationsanzug werfen. Dann im Kasino feststellen, daß dieser Aufwand völlig überzogen war. Egal, ab zum Poker.

Jeden Freitag und Samstag gibt es einen "Beginner's Table". Nach kurzer Ein- und Anleitung (ca. 20 Sekunden) ging es auch schon los. Einige Regeln an diesem besonderen Tisch waren unerwartet:

1. Small Blind und Big Blind waren je 2 Euro - das Kasino besitzt offenbar keine 1-Euro-Chips, will es aber trotzdem an diesem Tisch so "preiswert" wie möglich machen, mit dem Ergebnis, daß zwei Leute pro Runde den Big Blind zahlen müssen.

2. Erhöhung war nur mit festen Beträgen möglich: in den ersten zwei Runden 2 Euro, in den letzten beiden 4 Euro.

3. Buy-In war 30 Euro, gerne aber auch mehr. Wenn man bedenkt, wie hoch Blinds und Erhöhungen im Vergleich zum Buy-In sind, kann einem rasch mulmig werden. Bei diesen Beträgen waren schnell mal 30 oder mehr Euro im Pott - trotz Limit kam es rasch zu All-Ins.

4. Kommen und gehen nach Belieben. Statt einer Einführungsrunde für Anfänger ("Beginner's Table", remember?), bei der "in Ruhe" ein Gefühl für Kasinopoker entwickelt werden kann, war es ein ständiges Kommen und Gehen (angesichts Punkt 3 auch kein Wunder).

Was lernt uns das? Die letzten 30 Euro im Portemonnaie an den Pokertisch zu tragen macht keinen Sinn.

Wenigstens wurde für gute Unterhaltung gesorgt. Nach einer halben Stunde setzte sich ein jugendlicher Schnösel (Marke "Papa zahlt alles") an den Tisch und hing halb schlafend im Stuhl. Als sein Kumpel, ein ähnlich geleckter Fiesling, zu ihm kam und fragte wie es aussieht, meinte er, daß der Tisch total öde sei - da wird Limit gespielt, so ein Dreck. Nach nur wenigen Runden und um einige Chips leichter verließ er den Tisch sichtlich ermüdet. Poker macht ja auch keinen Spaß, wenn man nicht alle zwei Runden All-In gehen kann.

Und am Nachbartisch, einem No-Limit Cash Game, sprang irgendwann ein Typ in bester TV-Manier auf und beschwerte sich lautstark über seinen Bad Beat und die Blätter des Typen, der wohl gerade gewonnen hatte. Warum er denn dauernd so einen Mist spiele, und dann auch noch die Dreistigkeit besitzt zu gewinnen...

Immerhin gab es ein kostenloses Pokermagazin mit einem fiktiven Preis von fünf Euro - fiktiv, da dieses Heft nicht am Kiosk zu haben ist, sondern nur für lau im Kasino. Und als Abo, aber wer würde das machen?

Neben Poker waren nur noch Black Jack und Roulette (Französisch und Amerikanisch) im Angebot. Da haben wir uns aber weitestgehend ferngehalten, sind ja keine Glücksspielenden...

Alles in allem eine lehrreiche, wenn auch teure Erfahrung (28 Euro, plus zwei mal 3,90 Euro für Weizenbiere). In Zukunft werde ich wohl mal ein Turnier versuchen - im November gibt es da genau das richtige: 50 Euro Startgebühr, kein Rebuy. WPT nennt sich das, steht aber leider nicht für "World Poker Tour", sondern "Westspiel Poker Tour". Dürfen die das?

Was mein verletztes Seelchen fast vergessen hätte: mein letztes Spiel, bzw. meine Pleite.

Klassischer Fall von "dumm gespielt" - es war meine eigene Schuld, und im Gegensatz zum Choleriker am No-Limit-Tisch kann ich noch nicht mal jemand anderes verantwortlich machen, weder Glück noch Gegner.

Was war passiert? Yours truly saß im Small Blind, was (wir erinnern uns) gleichbedeutend mit dem Big Blind ist. Und tatsächlich, niemand spielt an - ansonsten hätte ich meine 8-4 (offsuite) sofort entsorgt. So durfte ich mir aber den Flop ansehen, und es kam, wie es kommen mußte: A-8-4. Zwei Pärchen nach dem Flop, das ist beachtlich - alldieweil nur noch zwei weitere Typen im Spiel waren (der Big Blind und ein weiterer). Ich ziehe an, Big Blind schmeißt weg, und mein letzter Gegner macht einen Reraise. Klare Sache, Asserpärchen mit gutem Kicker. Gehe mit, in dieser wie in den folgenden Runden - mein Geld neigte sich dem Ende, und tatsächlich waren nach dem River 26 meiner 28 verbliebenen Euros investiert.

Der blondgelockte Jüngling hatte auch tatsächlich ein As. Nur leider auch noch mit einer 4 dabei. Somit war er um eine erquickende Summe reicher, und ich Trottel aus dem Spiel. Wie gesagt, selber schuld.

Aus der Ferne betrachtet und im Nachhinein war es doppelt dumm, genau bei diesem Typ "nur" das As-Paar anzunehmen. Denn in den nächsten paar Spielen gewann er einmal mit Full House, und dann mit As-Flush gegen König-Flush. Daß Blondie einen derartigen Lauf hat, hätte man mir mitteilen müssen.

(Repost von GPM (1/2).)

Mensch gegen Maschine: ein neuer "Stern" am Pokerhimmel?

Polaris heißt der Pokerbot, der 16 Jahre in der Entwicklung war, und gerade (23./24. Juli) ein nicht gänzlich katastrophales Turnier gegen Phil "The Unabomber" Laak und Ali Eslami spielte.

Der Pokerbot hat verloren (4 Runden: 2 zu 1 für Laak und Eslami, plus 1 Unentschieden), aber das war fast klar. Denn: "I contend that poker is harder than chess for computers, and the research results that come out of the work on poker will be much more generally applicable than what came out of the chess research," so Jonathan Schaeffer, der Hauptentwickler der Software, laut Guardian.

Klare Sache, das: während Schach eine Mischung aus Memory und Mathe-LK ist, verlangt Poker - neben gewissen mathematischen und strategischen Fähigkeiten - vor allen Dingen Menschenkenntnis. Daß dies einem Computerprogramm schwer fallen sollte, versteht sich von selbst.

Während sowohl die beiden Pokerprofis, für die das Turnier nach eigener Auskunft keine angenehme Erfahrung war, als auch die Entwickler zuversichtlich sind, daß Computer in absehbarer Zukunft menschliche Profis schlagen können, halte ich das für weit hergeholt. Irgendwann sicher, in vielen, vielen Jahren, wenn Computer Trash-Talk beherrschen.

Vorschlag für das nächste Turnier Mensch gegen Maschine: wie wäre es mit einem Profi, der nicht wie der Unabomber auf billige Kapuzentricks und seinen zweifelhaften Ruf vertraut, um zu gewinnen? Doyle Brunson oder Howard Lederer zum Beispiel.

(Repost von GPM.)